Der Rückblick auf das Finale in Wien
Die BBG war im Zuge der ersten Bundesländertour seit Ende 2022 in ganz Österreich unterwegs und informierte unter dem Motto „Vorsorge, Sicherheit & Vertrauen“ über aktuelle Gefahrenpotentiale und Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, um Österreich krisensicher und zukunftsfit zu gestalten. Die thematischen Schwerpunkte der Stopps in den Bundesländern waren vielfältig: Von allgemeiner Krisen- und Katastrophenprävention über IT-Sicherheit und Gesundheit bis hin zu Nachhaltigkeit und Mobilität deckte die Veranstaltungsreihe viele relevante Themen ab.
Das Finale der Bundesländertour fand am 18. Oktober 2023 in Wien statt. Der inhaltliche Fokus lag auf der Beantwortung der Fragen: Welche Gefahrenpotentiale werden uns in den nächsten Jahren besonders beschäftigen und was wird Österreich künftig sicherer machen? In Fachvorträgen und Diskussionen gaben Fachexpertinnen und -experten Einblicke in aktuelle Maßnahmen und Zukunftspläne des Krisen- und Katastrophenmanagements.
Wahrnehmung von Krisen in der Bevölkerung
Der Begriff „Krise“ hat in den letzten Jahren einen Paradigmenwechsel durchlebt. Vor einigen Jahren wurde eine Krise als kurzes, heftiges und intensives Ereignis wahrgenommen, das von Einsatzkräften schnell behoben werden konnte. Heute hat sich das Verständnis gewandelt: Eine Krise entwickelt sich langsam und erstreckt sich über einen längeren Zeitraum. Darüber hinaus können mehrere solcher Herausforderungen zeitgleich bestehen und sich teilweise gegenseitig bedingen.
Vorsorgemaßnahmen in Blaulichtorganisationen und der Bevölkerung
Nicht zuletzt die Blaulichtorganisationen arbeiten täglich daran, Österreich sicherer zu machen und auf mögliche Katastrophen vorzubereiten. Sie entwickeln Notfallkonzepte, Kommunikationspläne und integrieren diese anhand von umfassenden Übungen und Schulungen in die Praxis der Einsatzkräfte. Die Aufrechterhaltung der Kommunikation sowie die Unterstützung des Personals und ihrer Familien sind zentrale Voraussetzungen für die Handlungsfähigkeit in Krisensituationen. Ein weiterer Sicherheitsfaktor ist die Versorgung der Leitstellen mit einem Energiemix, um die Abhängigkeit von einzelnen Versorgern und Energieträgern zu reduzieren. Aktuelle Maßnahmen in diesem Bereich sind die Stromversorgung durch Photovoltaikanlagen sowie die Beschaffung elektrischer Löschfahrzeuge.
Auch die Zivilbevölkerung kann durch eigenverantwortliches Handeln und Vorsorge dazu beitragen, die Auswirkungen einer Krise zu minimieren. Wer sich selbst versorgen kann und nicht auf externe Unterstützung angewiesen ist, hilft dabei, Rettung, Feuerwehr und Polizei agil und handlungsfähig zu halten.
Blackout in Wien: Und dann?
Die Netzsicherheit in Wien ist sehr hoch, pro Jahr fällt der Strom im Schnitt lediglich circa 20 Minuten aus. Im Falle eines umfassenden Blackouts gehen die Wiener Netze davon aus, das System binnen weniger Tage wieder aufbauen zu können.
Für den Blackout-Fall in Wien liegt ein klarer Plan vor, in welcher Reihenfolge die Systeme wieder hochgefahren werden. Demnach sind Krankenhäuser und private Spitäler mit Intensivbetten zuerst wieder ans Stromnetz zu nehmen, gefolgt von Polizei-, Rettungs- und Feuerwehrleitstellen. Im Anschluss daran wird nach und nach der gesamte Betrieb wiederaufgenommen.
Mixed Reality Trainingssysteme für komplexe, medizinische Notfälle
Am Austrian Institute of Technology (AIT) wird derzeit am Center for Technology Experience intensiv an Mixed-Reality-Trainingssystemen geforscht, um medizinische Ersthelferinnen und Ersthelfer für den Ernstfall sowie für komplexe Katastrophenszenarien vorzubereiten. Dieser innovative Ansatz kombiniert reale Objekte mit Virtual Reality, wodurch ein Übungsraum ganz plötzlich in einen nahezu realistischen Einsatzfall wie z.B. ein Busunglück mit vielen Verletzten verwandelt werden kann. Neben der visuellen Integration von Gebäuden, Passanten und Gegenständen besteht dabei die Möglichkeit, den Geruchssinn und die taktile Wahrnehmung zu stimulieren. Um den Trainingseffekt zu maximieren, haben die Trainerinnen und Trainer die Flexibilität, die Bedingungen des Einsatzes in Echtzeit an das individuelle Stresslevel der Trainierenden anzupassen – durch Anpassung des Szenarios mit der Anzahl der Verletzten, der Schwere der Verletzungen oder durch die Steuerung des Umgebungslärms. Das Projekt befindet sich derzeit in der Feldphase mit Praxistests mit Rettungseinsatzorganisationen in ganz Europa und hat das Potenzial, die Vorbereitung von Rettungskräften auf Notfallsituationen in der Zukunft erheblich zu optimieren.
Zukunft entsteht durch Denken in Möglichkeiten
In der abschließenden Keynote gewährte die Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Einblick in das, was wirklich über die Zukunft in Erfahrung gebracht werden kann. „Ich glaube an die Möglichkeit“, fasste sie ihre Einstellung zur Zukunft zusammen. Zwischen Utopie und Dystopie besteht viel Spielraum für menschliches Handeln, das zur Gestaltung der Zukunft beiträgt. Um sich etwa auf kommende Herausforderungen vorzubereiten, empfiehlt sich die Anwendung einer sogenannten „Re:gnose“. Dies bedeutet, einen Blick auf einen gewünschten zukünftigen Zustand zu wagen, um davon ausgehend zurückzublicken und zu identifizieren, wie der Weg dorthin gelingen kann. Hierbei ist es entscheidend, sich von linearem Denken und persönlichen Vorstellungen zu lösen. Ebenso spielt die ganzheitliche Betrachtung großer Themenfelder eine bedeutende Rolle bei der Konzeption realistischer Zukunftsszenarien.
Erfolgreicher Abschluss der BBG-Bundesländertour 2023
Mit der Veranstaltung in Wien endete die BBG-Bundesländertour 2023. Die Geschäftsführer der BBG, Gerhard Zotter und Martin Ledolter, zeigten sich zufrieden: „Wir sollten, wie Oona Horx-Strathern, an die Möglichkeit glauben und realisieren. Wir sind auf einem guten Weg. Mit dem Know-how, das wir in Österreich haben, sind wir auf kommende Herausforderungen vorbereitet. Wir als BBG sind stolz, durch unsere Arbeit einen Teil dazu beizutragen, Österreich täglich sicherer zu machen und Einsatzorganisationen im Krisen- und Katastrophenmanagement zu unterstützen. Die Bundesländertour hat uns gezeigt, wie essenziell der direkte Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren der öffentlichen Sicherheit ist, um gemeinsam neue Lösungen zu finden.“
Rückblick im Detail inkl. Videos finden Sie hier.
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